Das waren noch Zeiten, als das Internet als Ort grenzenloser Freiheit galt. Heute, da die Wellen der digitalen Regulierungswut über Plattformen wie Telegram hereinbrechen, scheint diese Vorstellung ferner denn je. Kürzlich entbrannte eine Debatte um das Gerücht, dass im August ein Großangriff auf die Plattform Telegram stattfinden soll. Eine verständliche Sorge? Oder nur digitale Panikmache, die in den dunklen Ecken des Netzes gedeiht? Gehen wir der Sache auf den Grund.

Der Himmel fällt! – Behauptungen um Telegram

Die Nachricht vom drohenden Unheil verbreitete sich schnell in den Weiten des Internets. „Der Feind bereitet einen massiven Angriff auf die Plattform Telegram, ein wichtiges Organ des Widerstandes, vor!“ oder „Ein Angriff auf Telegram steht unmittelbar bevor“, so lautet die Warnung. Unzählige Nutzer bekamen diese Nachricht, gepaart mit einem Aufruf zur Nutzung von Proxys und VPNs, um sich gegen den erwarteten Angriff zur Wehr zu setzen. Der Inhalt lautet (sic!)

Screenshot: Telegram
Screenshot: Telegram
Screenshot: Telegram
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“Frankreich hat angekündigt die sozialen Kanäle zu schliessen und eine Kommunikation via Telegram technisch zu unterbinden. Eine gleichwertige Entwicklung ist in ganz Europa zu beobachten und es steht sogar schon ein Termin fest: August dieses Jahr! Es ist abzusehen, dass in den kommenden Wochen der Zugang zu Telegram, TikTok und noch ein paar anderen sozialen Medien durch technische Mittel unterbunden wird! Es gibt Mittel, solche Sperren zu umgehen, aber es ist wichtig, dass ihr euch vor dieser Sperre darum kümmert! Bitte macht euch über die Technologien „Proxy“ und „VPN schlau. Mit einem Proxy (lediglich eine Einstellung in Telegram) könnt ihr eine Ländersperre umgehen, die beispielsweise für Deutschland die IP nicht durchreicht. Mit einem VPN Zugang könnt ihr direkt einem (virtuellen) Netzwerk im Ausland beitreten und seid so von der Sperre nicht betroffen, selbst wenn ihr euch in Deutschland aufhaltet. Für einen VPN Zugang müsst ihr euch eine App besorgen und ein kleines Abo abschliessen (2-5 Euro). Bitte kümmert euch zeitnah um diese Sache. Die Massnahmen gegen Telegram sind für den August (also bereits nächsten Monat) angekündigt! Auch hier auf Telegram findet ihr viele Beiträge zum Thema Proxy und VPN. In dem Fall einfach mal „Proxy“ oder „VPN“ in der Suche eingeben und ihr werdet Hunderte von Beiträgen dazu finden inkl. vollständigen Anleitungen wie das ganze funktioniert. Bitte kümmert euch rechtzeitig darum, sonst kommt ihr in Telegram nicht mehr rein! Danke für eure Aufmerksamkeit.”

Die Behauptung und mögliche Gegenmaßnahmen

Die Überzeugung, dass eine IP-Sperre Telegram in die Knie zwingen würde, scheint tief verwurzelt zu sein. Als Lösung wird die Verwendung von Proxys empfohlen, um die IP-Adresse zu verschleiern und so eine Ländersperre zu umgehen. Ein VPN hingegen würde es ermöglichen, sich im Ausland in ein Netzwerk einzuloggen und so auch im Inland vor einer Sperre sicher zu sein.

Der Widerstand gegen Telegram

Es ist kein Geheimnis, dass Telegram in den Augen einiger Behörden ein „Problemfall“ ist. In Deutschland etwa wird bemängelt, dass die Plattform kaum Nutzerdaten herausgibt und sich auch von Drohungen nicht beeindrucken lässt. Teilweise wird sogar über eine Abschaltung der Plattform diskutiert. Eine ähnliche Entwicklung ist jedoch europaweit zu beobachten.

Die dunkle Seite des Digital Services Act (DSA)

Die Angst vor einer Blockade von Telegram scheint nicht unbegründet, denn es gibt konkrete Anzeichen für verstärkte Regulierungsbestrebungen im digitalen Raum. Eines der größten Schreckgespenster ist der Digital Services Act (DSA), der fälschlicherweise mit Zensurmaßnahmen in Verbindung gebracht wird.

Der DSA – ein Werkzeug der Zensur?

Zugegeben, auf den ersten Blick sieht das DSA wie ein massives Regulierungsinstrument aus, das die Meinungsfreiheit gefährden könnte. Diese Befürchtung ist jedoch weitgehend unbegründet. Vielmehr soll sichergestellt werden, dass EU-Bürger ihre Meinung weiterhin frei äußern können.

Der wahre Zweck des DSA

Das DSA stellt den Nutzer in den Mittelpunkt der digitalen Welt. Das Gesetz sieht vor, dass Nutzer das Recht haben zu erfahren, warum ihnen bestimmte Inhalte und Produkte empfohlen werden. Gleichzeitig sollen sie vor gezielter Werbung und dem Missbrauch ihrer sensiblen Daten geschützt werden. Insofern ist das DSA eher eine Regelung zum Schutz der Nutzer als eine Zensurmaßnahme.

BehauptungenFaktencheck
„Am 25. August endet mit dem Digital Services Act der EU die Meinungsfreiheit auf allen großen Internetplattformen.“Falsch. Der Digital Services Act tritt nicht am 25. August in Kraft und schränkt die Meinungsfreiheit auf Internetplattformen nicht ein.
„Mit dem Digital Services Act der EU wird eine umfassende Zensur auf YouTube, TikTok, Facebook und Instagram eingeführt.“Falsch. Der Digital Services Act zielt darauf ab, Nutzerrechte zu stärken und die Macht großer Technologieunternehmen zu kontrollieren, führt jedoch keine Zensur ein.
„Die Freiheit, die eigene Meinung zu äußern, wird mit dem Digital Services Act eingeschränkt.“Falsch. Der Grundsatz der freien Meinungsäußerung bleibt in der EU unangetastet, auch im digitalen Raum. Der Digital Services Act garantiert weiterhin das Recht, seine Meinung online zu äußern.
„Mit dem Digital Services Act müssen Internetplattformen illegale Inhalte entfernen und können Konten sperren.“Richtig. Der DSA sieht vor, dass Plattformen illegale Inhalte schnell entfernen und Konten, die solche Inhalte verbreiten, sperren können.
„Das Digital Services Act wir am 25. August 2023 in Kraft treten.“Falsch. Das DSA trat bereits am 16. November 2022 in Kraft und gilt ab dem 17. Februar 2024 in allen EU-Ländern. Der 25. August 2023 bezieht sich auf eine andere Regelung.
„Das Digital Services Act schützt Nutzer vor gezielter Werbung und dem Missbrauch ihrer sensiblen Daten.“Richtig. Das DSA stellt Nutzerinteressen in den Vordergrund und schützt Nutzer unter anderem vor gezielter Werbung und dem Missbrauch ihrer sensiblen Daten.

Fazit: Es geht nicht um Zensur, sondern um Kontrolle

Nach sorgfältiger Recherche der Fakten können wir feststellen, dass die Vorwürfe eines „Angriffs“ auf Telegram und die damit verbundene Zensur durch die DSA weitgehend haltlos sind. Vielmehr handelt es sich um Versuche, große Technologieunternehmen zu regulieren und gleichzeitig die Rechte der Nutzer zu stärken.

Das Hauptproblem scheint also nicht die Zensur, sondern die Kontrolle zu sein. Da sich immer mehr Nutzer Plattformen wie Telegram zuwenden und die Kontrolle der traditionellen Medien und Regierungsbehörden schwindet, ist es nicht verwunderlich, dass diese versuchen, den Status quo wiederherzustellen.

Wie man es auch dreht und wendet, die digitale Landschaft verändert sich rasant und es ist unerlässlich, dass wir als Nutzer informiert bleiben, um nicht im Dunkeln zu tappen. Also: Augen auf im digitalen Raum!

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