Stürze sind die Hauptursache für Verletzungen und tödliche Unfälle bei älteren Menschen. Ein wichtiger Risikofaktor sind Medikamente, die das Sturzrisiko erhöhen. Diese so genannten „Fall risk increasing drugs“ (FRIDs) werden häufig zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Depressionen verschrieben. Um eine personalisierte Sturzprophylaxe zu ermöglichen, untersucht Professorin Nathalie van der Velde vom Amsterdam University Medical Center (Amsterdam UMC) den Einsatz von KI-basierten Entscheidungsunterstützungssystemen im klinischen Alltag.

Die Rolle von FRIDs und die Entwicklung der World Falls Guidelines

Die 2022 veröffentlichten World Falls Guidelines, an deren Entwicklung van der Velde maßgeblich beteiligt war, stellen einen wichtigen Meilenstein dar. Diese Richtlinien enthalten evidenz- und konsensbasierte Empfehlungen zur Sturzprävention und zum Sturzmanagement bei älteren Menschen. „Unser Ziel war es, Empfehlungen zu entwickeln, die von Gesundheitsexperten weltweit angewendet werden können. Wir haben einen personenzentrierten Ansatz gewählt, der die Perspektiven älterer Erwachsener und ihrer Pfleger einbezieht“, erklärt Nathalie van der Velde.

Einsatz von KI in der gemeinsamen Entscheidungsfindung

Van der Velde und ihr Team arbeiten an der Entwicklung KI-basierter personalisierter Prognosemodelle, die in elektronische Gesundheitsakten integriert werden. Diese Modelle unterstützen Hausärzte und Sturzkliniken bei der Verschreibung von FRIDs und fördern die gemeinsame Entscheidungsfindung von Ärzten und Patienten. Die niederländischen Studien „SNOWDROP“ und „_IT RCT“ testen derzeit diese Systeme, um die Arzneimittelverschreibung zu personalisieren und Stürze zu verhindern.

Ergebnisse und Ausblick

Ziel der multizentrischen Studien ist es, die Verschreibungspraxis zu optimieren und die Kosten im Gesundheitswesen zu senken. „Die Ergebnisse werden wertvolle Einblicke liefern, wie digitale Gesundheitsinformatik-Tools die Verschreibungspraxis verbessern können“, sagt van der Velde. Dazu gehören auch die Verschreibungspraxis und die Unterstützung gemeinsamer Entscheidungen.

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Profil von Professorin Nathalie van der Velde

Nathalie van der Velde ist seit 2010 Geriaterin und war von 2014 bis 2017 Leiterin der Geriatrieabteilung am UMC Amsterdam. Seit 2019 ist sie Professorin und Leiterin der Forschungslinie „Falls & Fracture Prevention“. Sie ist außerdem Co-Vorsitzende des Forschungsprogramms „Aging and Later Life“ und ab 2020 Co-Vorsitzende der World Falls Prevention Guidelines Task Force. Seit 2021 ist sie außerdem stellvertretende Herausgeberin der Zeitschrift Age & Ageing und seit 2024 Akademische Direktorin der EuGMS.

Fragen und Antworten zum Sturzrisiko

  1. Warum sind Stürze bei älteren Menschen ein so großes Problem?
    Stürze sind die Hauptursache für Verletzungen und Todesfälle bei älteren Menschen. Die Folgen sind oft schwerwiegend und umfassen Knochenbrüche, Krankenhausaufenthalte und langfristige Behinderungen. Das erhöhte Sturzrisiko ist häufig auf die Nebenwirkungen bestimmter Medikamente zurückzuführen, die das Gleichgewicht und die Koordination beeinträchtigen können. Daher ist es wichtig, diese Medikamente sorgfältig zu überwachen und Alternativen zu prüfen.
  2. Wie können KI-Systeme das Sturzrisiko reduzieren?
    KI-Systeme können durch die Analyse großer Datenmengen personalisierte Prognosen erstellen und Ärzten helfen, fundierte Entscheidungen über die Medikation zu treffen. Diese Systeme können Risikofaktoren identifizieren, die bei der Verordnung von FRID berücksichtigt werden sollten, und Alternativen vorschlagen, die das Sturzrisiko minimieren. Durch die Unterstützung der gemeinsamen Entscheidungsfindung zwischen Arzt und Patient tragen diese Systeme dazu bei, die bestmögliche Behandlungsstrategie zu finden.
  3. Was sind die World Falls Guidelines und warum sind sie wichtig?
    Die World Falls Guidelines bieten evidenzbasierte Empfehlungen für die Prävention und das Management von Stürzen bei älteren Menschen. Sie wurden entwickelt, um Fachkräften im Gesundheitswesen weltweit einheitliche und effektive Strategien an die Hand zu geben. Die Leitlinien helfen, das Sturzrisiko durch gezielte Maßnahmen zu senken und die Lebensqualität älterer Menschen zu verbessern.
  4. Was ist die Delphi-Methode und wie wurde sie bei der Erstellung der World Falls Guidelines angewendet?
    Die Delphi-Methode ist ein strukturierter Kommunikationsprozess, der es ermöglicht, durch Befragung einer Gruppe von Experten konsensbasierte Entscheidungen zu treffen. Bei der Erstellung der World Falls Guidelines wurde diese Methode verwendet, um die Meinungen und Erfahrungen von Experten aus der ganzen Welt zu sammeln und zu analysieren. Das Ergebnis ist ein umfassender Katalog von Empfehlungen, die auf fundierten wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen.
  5. Wie können Hausärzte und Sturzkliniken von KI-basierten Systemen profitieren?
    Hausärzte und Sturzkliniken können von KI-basierten Systemen profitieren, indem sie präzisere und individuellere Behandlungsentscheidungen treffen können. Diese Systeme bieten Unterstützung bei der Einschätzung des Sturzrisikos und bei der Verschreibung von Medikamenten, die dieses Risiko minimieren. Auf diese Weise können sie die Sicherheit und Gesundheit ihrer Patienten verbessern und gleichzeitig die Effizienz und Genauigkeit ihrer medizinischen Praxis steigern.
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Fazit

Die Integration von KI-basierten Entscheidungsunterstützungssystemen in die medizinische Praxis bietet eine vielversprechende Möglichkeit, das Sturzrisiko älterer Menschen zu reduzieren. Durch personalisierte Prognosen und evidenzbasierte Empfehlungen können Ärzte fundierte Entscheidungen treffen, die die Sicherheit und Lebensqualität ihrer Patienten verbessern. Langfristig könnte dies nicht nur die Gesundheitskosten senken, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Stürzen und deren Folgen leisten.

Quelle: deutschesgesundheitsportal

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