Dating-Apps verlieren immer mehr Nutzer, weil viele von Diskriminierung, Belästigung und emotionaler Erschöpfung berichten. Was steckt hinter diesem Trend?

Die sinkende Popularität von Dating-Apps

Dating-Apps haben in den letzten Jahren deutlich an Popularität verloren. Vor allem Frauen sind davon betroffen, aber auch viele Männer kehren den Plattformen den Rücken. Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie boomten diese Apps, weil sie halfen, die soziale Isolation zu überwinden. Seither sind die Nutzerzahlen stark zurückgegangen.

Ein prominentes Beispiel ist die Matchgroup, zu der unter anderem Tinder, Hinge und OkCupid gehören. Ihr Aktienkurs ist um mehr als 80 % gefallen. Ähnlich sieht es bei Bumble aus.

Allgemeine Müdigkeit und emotionale Erschöpfung

Viele Menschen, insbesondere die jüngere Generation, fühlen sich durch das ständige Online-Dating emotional erschöpft. Eine Umfrage des Generation Lab an US-Universitäten ergab, dass vier von fünf Personen keine Dating-Apps mehr nutzen. Eine andere Studie zeigt, dass fast vier von fünf Personen zwischen 18 und 54 Jahren beim Online-Dating emotionale Erschöpfung verspüren.

„Einige sind überfordert, andere unterfordert“, erklärt Justin McLeod, CEO von Hinge, das Phänomen. Der sogenannte Elo-Score, der ursprünglich aus dem Schach stammt, bewertet die Beliebtheit eines Profils. Je höher die Punktzahl, desto häufiger wird das Profil angezeigt. Dies kann zu einem Gefühl der Überforderung führen, da die Nutzer ständig nach einer besseren Alternative suchen.

Geschlechtsspezifische Diskriminierung und Übergriffe

Ein ernstes Problem bei Dating-Apps ist die geschlechtsspezifische Diskriminierung. Viele Frauen teilen ihre Standortdaten mit Freundinnen, bevor sie sich mit jemandem verabreden. Übergriffe beim ersten Treffen, sogenannte „Date-Rapes“, sind leider keine Seltenheit. Julie Valentine vom Brigham Young University College betont, dass es bei Online-Dates oft kein Screening gibt, wie es bei Treffen über Freunde oder am Arbeitsplatz der Fall wäre. Täter nutzen Dating-Apps gezielt, um gefährdete Opfer ausfindig zu machen.

Diskriminierung und Bodyshaming

Mehr als die Hälfte aller Frauen, die Dating-Apps nutzen, berichten von Belästigungen, 21 % von sexuellen Übergriffen. Auch Männer sind betroffen, wenn auch in geringerem Maße. Ein Drittel der Frauen wird beleidigt, oft in Bezug auf ihr Aussehen und ihren Körper. Frauen passen ihre Profile an, um sich vor Bodyshaming und Diskriminierung zu schützen.

Algorithmische Diskriminierung und soziale Vorurteile

Die Soziologin Jessica Pidoux beschreibt in ihrer Doktorarbeit, wie Dating-App-Algorithmen diskriminieren. Beliebtheitsdaten aus anderen Apps und Fotos werden genutzt, um Nutzer zu bewerten. Jüngere Frauen mit geringerer Bildung bekommen oft ältere, besser gebildete Männer mit höherem Einkommen vorgeschlagen. Frauen mit höherer Bildung werden dagegen benachteiligt.

Rassismus und Fetischisierung

Dating-Apps reproduzieren auch rassistische Strukturen. Obwohl die Hautfarbe kein explizites Kriterium ist, werden weiße Menschen häufiger als attraktiv bewertet. Früher erlaubten Apps wie Grindr oder OkCupid das Filtern nach ethnischen Präferenzen, was zu Diskriminierung führte. Schwarze Frauen berichten von Übersexualisierung und positivem Rassismus, von dem sie besonders häufig betroffen sind.

Technologie als Lösung oder als Problem?

Einige Dating-Apps nutzen künstliche Intelligenz (KI), um besser passende Partner zu finden und die Kommunikation zu erleichtern. Whitney Wolfe, CEO von Bumble, sieht KI als einen wichtigen Schritt, um Stress und Leiden der Nutzer zu reduzieren. Justin McLeod von Hinge glaubt an eine revolutionäre Veränderung des Online-Datings durch KI.

Rückkehr zu analogen Dating-Events

Viele Nutzer deaktivieren ihre Profile und löschen ihre Apps. Analoge Dating-Events gewinnen an Popularität, wie der Anstieg der Anmeldungen bei Eventbrite um 200 % zeigt. Apps wie Bumble testen auch hybride Ansätze. Das Konzept des „Slow Dating“ rückt in den Vordergrund, bei dem das Kennenlernen abseits von Algorithmen stattfindet. Aber auch traditionelle Treffpunkte wie das Kaffeehaus sind nicht frei von gesellschaftlichen Vorurteilen.

Fragen und Antworten zu den Schattenseiten der Dating-Apps

Was sind die Hauptgründe für die sinkende Popularität von Dating-Apps?
Die Hauptgründe für die sinkende Popularität von Dating-Apps sind vielfältig. Neben sexuellen Übergriffen und Belästigungen spielen auch Diskriminierung und Abwertung eine große Rolle. Viele, vor allem jüngere Nutzerinnen und Nutzer, fühlen sich durch das ständige Online-Dating emotional ausgelaugt. Studien zeigen, dass fast vier von fünf Personen zwischen 18 und 54 Jahren ein gewisses Maß an emotionaler Erschöpfung oder Burnout beim Online-Dating erleben. Dies führt dazu, dass sich viele Menschen von den Plattformen abwenden und nach alternativen Wegen der Partnersuche suchen.

Wie beeinflussen Algorithmen das Nutzererlebnis auf Dating-Apps?
Algorithmen spielen eine zentrale Rolle für die Nutzererfahrung auf Dating-Apps. Sie bewerten die Beliebtheit von Profilen und zeigen diese entsprechend häufiger oder seltener an. Der sogenannte Elo-Score, der ursprünglich aus dem Schach stammt, gibt an, wie beliebt ein Profil ist. Je höher dieser Wert ist, desto häufiger wird ein Profil potenziellen Partnern angezeigt. Dies kann zu einem Gefühl der Überforderung führen, da die Nutzer ständig nach einer besseren Alternative suchen. Zudem können Algorithmen diskriminieren, indem sie Nutzerinnen und Nutzer nach bestimmten Kriterien bewerten und vorschlagen.

Welche Rolle spielt Diskriminierung bei Dating-Apps?
Diskriminierung ist ein ernstes Problem bei Dating-Apps. Frauen berichten häufig von Belästigungen und sexuellen Übergriffen. Auch Männer sind betroffen, wenn auch in geringerem Ausmaß. Viele Frauen passen ihr Profil an, um sich vor Bodyshaming und Diskriminierung zu schützen. Auch Algorithmen können diskriminieren, indem sie Nutzerinnen und Nutzer nach bestimmten Kriterien bewerten und vorschlagen. Dies kann dazu führen, dass bestimmte Gruppen benachteiligt oder fetischisiert werden.

Wie können sich Nutzerinnen und Nutzer vor Übergriffen in Dating-Apps schützen?
Nutzerinnen und Nutzer können verschiedene Maßnahmen ergreifen, um sich vor Übergriffen auf Dating-Apps zu schützen. Eine gängige Praxis ist es, seinen Standort mit Freunden zu teilen, bevor man sich mit jemandem verabredet. Auch das Informieren einer Vertrauensperson über das geplante Treffen kann hilfreich sein. Viele Apps bieten auch Sicherheitsfunktionen wie das Melden und Blockieren verdächtiger Profile. Dennoch bleibt das Risiko bestehen, denn Täter nutzen Dating-Apps gezielt, um verletzliche Opfer ausfindig zu machen.

Welche Alternativen gibt es zu Dating-Apps?
Es gibt mehrere Alternativen zu Dating-Apps. Analoge Dating-Veranstaltungen werden immer beliebter, da sie die Möglichkeit bieten, Menschen in einer sicheren und kontrollierten Umgebung kennenzulernen. Eventbrite verzeichnete einen Anstieg der Anmeldungen für solche Veranstaltungen um 200 %. Hybride Ansätze, die Online- und Offline-Methoden kombinieren, sind ebenfalls auf dem Vormarsch. Das Konzept des „Slow Dating“, bei dem das Kennenlernen abseits von Algorithmen stattfindet, wird ebenfalls immer beliebter.

Fazit

Dating-Apps haben in den letzten Jahren stark an Popularität verloren, was auf eine Vielzahl von Gründen zurückzuführen ist. Neben sexuellen Übergriffen und Belästigungen spielen auch Diskriminierung und Abwertung eine große Rolle. Viele Nutzer fühlen sich durch das ständige Online-Dating emotional ausgelaugt und suchen nach alternativen Möglichkeiten der Partnersuche. Algorithmen, die Nutzer bewerten und vorschlagen, können diskriminierend wirken und gesellschaftliche Vorurteile reproduzieren.

Die Lösung dieser Probleme kann in der Technologisierung liegen, wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz zeigt. Aber auch analoge Dating-Events und hybride Ansätze gewinnen an Popularität. Letztlich bleibt es wichtig, dass sich die Nutzer der Risiken und Herausforderungen des Online-Datings bewusst sind und geeignete Maßnahmen ergreifen, um sich zu schützen.

Quelle: der Standard

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